Der Sommer ist wohl inzwischen wirklich gelaufen. Bis zuletzt hatten wir ungewöhnlich warme Tage. Erst im spÀten Dezember bekamen wir tatsÀchlich Schnee und unsere Portion Eis.
Doch es geht mir gar nicht um das WetterKlima, wie so vielen dieser Tage. In meinem Leben hat sich diesen Sommer so viel getan, dass es mir ohnehin niemand glauben wĂŒrde. Die einzige Konstante ist, wie immer, mein treuer T3 VW-Bus. Ich hatte so viel zu tun, dass es mir nicht einmal fĂŒr die Wartung der Webseite gereicht hat. Inzwischen werden die Tage wieder etwas ruhiger und ich habe es endlich geschafft nicht nur die Inhalte auf meinen neuen Server zu ziehen, sondern auch die Domains folgen zu lassen. TschĂŒss 1und1, deine GeschĂ€ftspolitik wurde mir gar zu seltsam.
Auch beruflich hat sich einiges getan – oder nicht getan. Ich bin seit dem Sommer raus und arbeite nicht mehr fĂŒr den gelben Trachtenverein. Ein Jammer, habe ich diesen Job doch wirklich gerne gemacht. Ich vermute ja, dass meine Ansichten ĂŒber Postboten etwas antiquiert und romantisch sind. Ich habe nicht viel positives dazu zu sagen und sage daher lieber nichts. Höchstens vielleicht dass ich das angeschlossene Verfahren fĂŒr mich entscheiden konnte đ
Mit dem Ende des Jobs ging auch meine Beziehung nach etwa zwei Jahren endgĂŒltig in die BrĂŒche. Murphy war, wie immer, mit mir. Die letzten FrĂŒhlingswochen waren eine einzige Seifenoper – nicht zuletzt weil ich mein Auge ausgerechnet auf eine gemeinsame Freundin geworfen hatte. Liebe ist nicht fair. Es gab fĂŒr mich einmal mehr keinen Grund in der Gegend zu bleiben und einmal mehr warf ich all meine Sachen in den Bus und suchte mir mit meiner neuen LebensgefĂ€hrtin eine neue Bleibe.
Die war auch schnell gefunden. GlĂŒck, Schicksal und Murpy wiesen uns eine traumhafte Wohnung am Rand von Stuttgart zu. Der Altbau von 1930 hat schon bessere Zeiten gesehen, doch da wir vor Heimarbeiten keine Angst haben gingen wir munter ans Werk und zogen nach einer Teilsanierung sofort ein. Vor jedem Fenster sehen wir nur dem grĂŒnen Garten, haben eine ruhige Verkehrslage (worĂŒber sich die Katzen sehr freuen), ParkplĂ€tze satt und neben der BundesstraĂe ganz in der NĂ€he noch zwei Autobahnzubringer und nur 5 Minuten zu FuĂ zur U-Bahn rĂŒber. Eine richtige Insel ohne direkte Nachbarn in der GroĂstadt.
Der Sommer selbst war so was wie der Sommer meines Lebens Teil 2. Wir waren eigentlich jedes Wochenende auf Achse und haben zusammen mit ebenfalls mittelalterbegeisterten Freunden viele Burgen und MĂ€rkte besucht. Wenn wir gerade mal keine AusflĂŒge oder Grillabende gemacht haben wurde am Bus/an Bussen geschraubt. Ja und dann.. dann kam die Bundestagswahl.
Ich hatte es eigentlich schon vor meinem Abflug nach Schweden damals an den Nagel gehĂ€ngt. Politik? Kasperletheater. Ich war sogar in Berlin und habe mir das live angesehen. Die komplette Tour de Sozialdemokraten. Aber es war egal wohin man sah: Die Basis war nur Wahlvieh und der Kopf völlig abgehoben und weltfremd. Das gilt auch fĂŒr die GrĂŒnen! Man vergleiche mal damalige Werbevideos aus dem TV mit heute. Und eigentlich wollte ich auch nicht wieder zurĂŒck kommen. Doch dieses Jahr hatte es mich wieder gepackt. Mit Entsetzen las ich von Zugangserschwerungsgesetzen und eine Menge anderen Mumpiz wo im Namen des Terrors oder Kindern (ja, das macht sich immer besonders schick) Gesetze durchgedrĂŒckt wurden, die uns genau dahin zurĂŒck werfen, wo wir schon einmal waren. Ăberwachung, Verfolgung und Kriminalisierung. Und das in Deutschland. Sollten nicht gerade *wir* es besser wissen?
Lange Rede kurzer Sinn. Ein paar Monate vor der Wahl erfuhr ich das erste mal von der neuen Piratenpartei. Nachdem ich einige Wochen das Programm verfolgt hatte bot ich den lokalen Piraten meine Hilfe an. Endlich eine Partei, die fĂŒr Hirn steht und fĂŒr die Grundgesetz und Datenschutz nicht nur zwei Marketingwörter sind. Von da an hieĂ es Stammtische, Flyer, Plakate, AufklĂ€rungsarbeit und natĂŒrlich.. Transportfahrten đ Ich hoffe, dass sich die Partei besser entwickelt als die GrĂŒnen damals. Schneller ist sie auf jeden Fall jetzt schon.
Der Winteranfang war dagegen ziemlich ruhig und tatsĂ€chlich besinnlich. Ich habe es geschafft mich aus dem Weihnachtstrubel raus zu halten und schöne Feiertage zu erleben. Der Bus weiĂt zwar regelmĂ€Ăig auf einige kaputte Teile hin, die repariert werden wollen, springt aber trotz kalter Temperaturen super an. Dank meiner inzwischen zentralen (Insel-)Lage kommen regelmĂ€Ăig Freunde und Familie vorbei. Die Vorfreude auf den nĂ€chsten Sommer ist groĂ und ich genieĂe das Leben wieder richtig. Nach zwei Jahren arbeiten bis zum Umfallen eine angenehme Abwechselung. Die Rolle als Hausmann scheint mir auch ganz gut zu stehen. Trotzdem wird es Zeit in das Berufsleben zurĂŒck zu kehren. Das gestaltet sich zur Zeit leider nicht so einfach wie sonst. So wurde eine zugesagte Stelle im letzten Moment komplett gestrichen. VerrĂŒckt.
Die ein oder andere Sache habe ich hier natĂŒrlich unterschlagen. Wie etwa der SpaĂ mit dem geplatzten Wasserboiler oder der letzte Tanz mit der Telekom. Das wĂŒrde den Rahmen eines Blogeintrags aber auch sprengen. Trotzdem solltet das dem aktuellen Stand der Dinge entsprechen und ich verspreche natĂŒrlich in Zukunft wieder öfter etwas zu schreiben đ
Meine berĂŒchtigte ToDo Liste:
[x] get a car
[x] get an apartment
[ ] get a job
[x] get a girlfriend