Nicht bei mir, aber bei der Golf-Fahrerin vor mir. Da fährt man mit gemütlichen 70km/h vom Einkaufen nach Hause, da macht es plötzlich vor mir Krach und viel Fell fliegt zappelnd auf der anderen Straßenseite in die Botanik. Zwischen dem Beruhigen der geschockten Golf-Fahrerin und dem Aufstellen des Warndreiecks denke ich mir: Da kommst du gerade aus Schweden zurück, und solltest endlich Ruhe vor Viechern auf der Fahrbahn haben, und dann so etwas. Für das Reh kommt jede Hilfe zu spät – für mein Warndreieck auch, was der nächste Gaffer prompt über den Haufen fährt. Meiner Meinung nach sollte jeder, der ein Warndreieck, das an einer Unfallstelle neben der Fahrbahn steht, über den Haufen fährt (und dann natürlich noch abhaut), gleich noch einmal in die Fahrschule geschickt werden.

Nur 15 Minuten später taucht auch der zuständige Jäger auf und sammelt das tote Reh ein. Die Polizei kommt garnicht erst, obwohl die nächste Dienststelle drei Autominuten entfernt ist. Ich wünsche der Golf-Fahrerin noch viel Spaß im Urlaub, der morgen beginnen soll, und sehe zu dass meine Einkäufe endlich in die Tiefkühltruhe kommen. Trostpflaster für die Golf-Fahrerin: Der ADAC, bei dem sie Mitglied ist, übernimmt in einem solchen Fall scheinbar die Eigenbeteiligung bei der Versicherung.

Tja – die Tage schreibe ich wenig neues. Ich habe zur Zeit einfach alle Hände voll zu tun. Wolf hat eine lange ToDo Liste und ich bin genau im richtigen Moment aufgetaucht, um ihm zu helfen. Und dabei geht es nicht nur um Werkstatt sauber halten. Heute stand zum Beispiel der Ausbau eines Benzintanks, Richten einer Stoßstange und das Ersetzen einer Zylinderkopfdichtung auf dem Programm.

Gerade letzteres hat es mir besonders angetan, da ich das noch nie gemacht habe. Ich lerne dabei eine ganze Menge neues über meinen Lieblingsmotor SS/MV mit 2,1L. Immerhin steht ja noch eine komplette Überholung meines eigenen alten Motors auf dem Programm. Doch nicht nur zum Schrauben komme ich: Wolf baut in der EDV ebenfalls auf Linux und hier bin ich der Spezi 🙂 beko im Wunderland sozusagen. Der Winter wird spannend 😀

Vortag

Tja. Die Kohle ist alle und ein Job hat sich ja leider nicht eingestellt. Wir schreiben den 27.09.2006 und ich packe meine Sachen. Mein Zielhafen ist Schuby bei Schleßwig im Landkreis Flensburg – der hohe Norden Deutschlands also. Von da sollte ich mit ein wenig Glück relativ einfach im nächsten Sommer wieder nach Schweden starten können. Aber das ist noch Zukunftsmusik. Morgen früh möchte ich Segel setzen und die schlappen 2000km in nur zwei Tagen runter reißen. Eigentlich möchte Sanna mich bis Stockholm begleiten, doch sagt sie noch mitten in der Nacht wieder ab. Der Bus steht gepackt vor der Türe und nur mein Laptop und Idas alte 15″ Röhre stehen noch in der Hütte auf dem Tisch. Eine Mail für ein Vorstellungsgespräch trudelt gegen späten Abend ein. Danke fürs Gespräch.

1. Reisetag

Ich bin gegen 13:00 Uhr in Sundsvall angekommen. Der Tageskilometerstand behauptet läppische 476km. Nachdem ich morgens um 5 Uhr im strömenden Regen abgefahren bin sind es nun gefühlte 20°C mit Sonnenschein. Mein Außenthermometer ist natürlich pünktlich zur Reise wieder krepiert. Ich schreibe Farya die erste SMS, da ich versprochen habe mich unterwegs zu melden.

In Sundsvall ist mein erster Checkpoint. Ich habe versprochen für Charly ein paar Kleinigkeiten einzukaufen. Hier sehe ich auch meinen ersten Ikea in meinem ganzen Schwedenaufenthalt! Für Ortsfremde gibt es am Infopunkt einen Kartenautomaten. Wir drücken das Knöpfchen und werden aufgefordert zu warten. Nach einiger Zeit drücke ich erneut. Als immernoch nichts passiert schnappe ich mir mein Allzwecktool und ziehe die versprochene Karte mit der Zange vorsichtig aus dem Automatenschlitz, in dem sich bereits ein halbes dutzend Karten verklemmt hat.

Biltema. Hier bekommt man alles, was das Schrauberherz begehrt. Der einzige Haken: Biltema versendet nichts. Man muss schon selbst kommen. Ich erledige meine Einkäufe und bestaune noch einen wunderschönen T2, der einige Ehrenrunden im Kreisverkehr vor mir dreht. Eine Stunde später werfe ich eine leckere Pizza Hawaii in einer schäbigen Pizzeria an der E4 ein.

Die Fahrt Richtung Stockholm verläuft sonst relativ ereignislos. Die meiste Zeit hänge ich im Windschatten eines Lasters mit der großen Aufschrift AGA. Er hat sehr viele Bremsleuchten, was mir sehr gut gefällt. Hinter AGA fahre ich schon den halben Tag her. Trotz Pausen, Einkäufen und Tanken treffe ich den Truck früher oder später immer wieder. Ich bedauere es fast als er kurz vor Stockholm sein Ziel erreicht und von der Autobahn fährt.

Stockholm, 21:30 Uhr. Die ersten 900km sind geschafft und ich stehe im Stau. Der erste Stau seit 7 Monaten: Die Zivilisation hat mich wieder. Ich freue mich wie ein Schnitzel, als meine ersten Modifikationen am Bus zur Geltung kommen. Mit einer lässigen Schalterbetätigung verhindere ich die Überhitzung des Motors und sorge für unbeschlagene Spiegel, während die Anlage flotte Musik, die mich wach hält, aus dem geöffnetem Fenster röhrt. Draußen ist es zwar kalt aber ich habe ja Sauna im Bus. Nach dem Stau geht es rasant durch die Stadt und längst vergessene Fahrfertigkeiten kommen wieder zum Vorschein. Fahren bei dichten Verkehr in der Großstadt: Immerhin habe ich genau so meinen Führerschein damals geschafft. Schnell habe ich die Stockholm hinter mir gelassen.

E4, 03:00 Uhr. Ich habe 1040km geschafft und rolle mich für einige Stunden Schlaf quer über die Vordersitze zusammen. Bisher bin ich mit der 30 Minuten-Schlaf Technik schon sehr weit gekommen, doch nun brauche ich eine größere Pause. Ich bin zufrieden mit den geschafften Kilometern und auch der Bus macht keinerlei Zicken.

2. Reisetag

Nach vier Stunden Schlaf geht es weiter. Ich lasse es ruhig angehen. Um 8:16 Uhr bin ich bei 1124km und erfreue mich an einer Fertigsuppe während ich die ersten warmen Sonnenstrahlen genieße. Hier ist ja noch richtig Sommer! Auch treffe ich immer mehr Deutsche, die ebenfalls auf der E4 Richtung Süden fliehen – den Winter auf den Versen.

E4, 11:30 Uhr. Nach 1300km habe ich meine letzten Schwedischen Kronen vertankt. Ich möchte mit meiner EC-Karte bezahlen, was natürlich nicht funktioniert. Nun gut, ich fahre eine Tankstelle weiter. Nach der dritten Tankstelle kommt mir die Sache spanisch vor und ich nehme Verbindung mit meiner Bank auf. Mir wird gesagt, dass der Teil meines Magnetstreifens auf der Karte, denn die EC-Terminals an Tankstellen lesen, wohl beschädigt ist. An Bankautomaten direkt funktioniert alles wie gewohnt. Ich erreiche auf dem letzten Tropfen Sprit eine Kleinstadt und folge dem Plan. Nachdem ich wieder volltanken konnte, entscheide ich mich über ein angebautes Fertigschnitzel am Kiosk neben der Tankstelle. Um 14:20 Uhr erreiche ich einen Rasthof mit eigenem Süßigkeitenladen. Ich kaufe mich einmal quer durch die Regale und fahre mit Bauchschmerzen weiter. Die Welt ist wieder in Ordnung.

15:15 Uhr erreiche ich Helsingborg und damit die Fähren. Diese geht sofort und ich darf mich diesmal zu den Großen stellen. Zwischen LKWs eingeklemmt bleibe ich gleich im Cockpit und genieße 20 Minuten Ruhe. Dann ist die Überfahrt auch schon wieder vorbei und ich erreiche Dänemark. Mein Radio sucht sich neue Sender und ich stelle schockiert fest, dass ich einen Großteil des dänischen Gequassel verstehen kann. Einen Stau später erreiche ich die Autobahn.

Kaff, 21:11 Uhr. Ich habe 1735km auf der Uhr stehen und erreiche ein kleines Kaff. Die Geschichte mit der EC-Karte fängt an mich so richtig zu nerven. Ich bin mir nicht sicher ob das Tankstellensystem genau wie in Schweden funktioniert und frage eine freundliche Dänin. Sie erklärt mir alles ganz ganz genau (Und das Benzin kommt dann da rein..) und schenkt mir im Anschluss noch einen orangenen Kuschelaffen. Ich bedanke mich artig für meinen neuen Beifahrer und hole mir einen Burger an der Pizzeria gegenüber. Auf dem Rastplatz vor dem Kaff, wo ich den Burger in Ruhe essen wollte, scheuche ich zwei Pärchen in ihren Autos auf, als meine schwedische Flutlichtbatterie die Nacht zum Tag macht. Verschuldigung!

Mitternacht. Ich passiere die Grenze nach Flensburg. Nachdem mich der Wind fast von der langen Brücke auf der E20 geweht hatte, konnte ich gute Fahrt machen. Ärgerlich war mal wieder die EC-Karte, da ich umgerechnet fünf verflixte Euro zu wenig für die Brücke dabei hatte und nochmal abdrehen musste. Das einzige Auto in der Nähe ist ein schwer beladener T4, der meinte komisch zu werden, als ich mich an die Geschwindigkeitsbegrenzung am Grenzübergang hielt. Ein Jammer dass ich meine 130km/h beladen noch schaffte und er sich trotzdem mit meinen Rückleuchten zufrieden geben musste.


(Bild am nächsten Tag aufgenommen – Norddeutschland!!)

Schuby, 1:17 Uhr. Mit knappen 1900km erreiche ich meine neue Unterkunft bei Wolf. Eine Umleitung hat mich nochmal 100km im Kreis geschickt und ich fühle mich sofort wieder zu hause in der Heimat. Ich falle nach kurzer Willkommensrunde totmüde in mein neues Bett und verschlafe den nächsten Tag beinahe komplett. Ich habe es geschafft – Deutschland hat mich wieder 😀

Tja, heute war es soweit. Wir treffen uns am Nachmittag am Schrottplatz. Ulf hat meinen alten Bus auf einem Hänger dabei. Der ist dafür zwar eigentlich viel zu klein, aber der Bus wiegt ja ausgeschlachtet kaum noch etwas. Wir unterhalten uns eine Weile mit dem Verantwortlichen, der bei Schrott aus dem Ausland etwas ins Schwitzen kommt. Nach ein paar Minuten haben wir aber alles geregelt und ein Bagger hievt den Bus von unserem Anhänger.

Honeywell versucht noch dreimal durch Rollen in Richtung Geländeumzäunung zu entfliehen, wird aber jedes mal vom Bagger wieder eingeholt. Schlussendlich geht es dann doch Richtung Presse und mir wird das Herz ein wenig schwer. Zwar doch nur ein Stück Metall haben wir doch eine Menge zusammen erlebt. Durch die ganzen Reparaturen und Umbauten in Eigenregie habe ich doch sehr viel Schweiß und Zeit in den Bus gesteckt.

Ein Trostpflaster bekommen wir aber auch noch. Ich kann die Entsorgungspapiere morgen nach der Schule abholen. Nun hat der Verantwortliche einen Teil meiner Geschichte mitbekommen und meinte etwas in der Art: Wer zur Schule geht hat doch kein Geld. Heute sei mein Glückstag und er entsorgt den Bus gratis. Das ist doch mal was!

Habe fertig. Wir waren heute nochmal schnell am Bus um die Zentralverriegelung für Rickard auszubauen, die ihm versprochen war. Dabei haben wir uns über den besten Termin für den Schrottplatz geeinigt. Ulf will den Bus am Mittwoch mit dem Anhänger des Nachbarn zum lokalen Schrottplatz bringen. Ich werde mich dann gegen Abend hinzu gesellen und dann heißt es wohl Abschied nehmen. Der Bus wird dann nämlich ein kleiner blauer Metallwürfel. Danach werde ich PlanB, dem dann nichts mehr im Wege steht, in Kraft setzen. Mehr dazu die Tage.

Freitag. Einer meiner letzten hier oben. Da war ich heute glatt mal zu faul zum Kochen und fahre zur Feier des Tages zu BigBoy rüber, was ich sonst eigentlich nie mache. Die haben da sagenhafte Cheeseburger für nur 54 SEK mit Pommes und einer Cola. Am Ende sind es dann 600SEK mehr für “Fahren ohne Gurt” (in ner 30er Zone – ich hatte ja Zeit..) geworden. Meine Kamera hatte ich auch nicht dabei. Einziger Trost: Ich wurde in einem T5 vernommen. Am Ende haben wir dann noch ein wenig über VW-Busse allgemein gequatscht 🙂

Und auf dem Rückweg habe ich dann noch schnell meine gute Tat für heute vollbracht und nen Tramper ins Nachbarkaff mitgenommen. Der hatte gerade den Linienbus verpasst und der kommt nur alle zwei Stunden – lag ja auf dem Weg.

Fazit: YunkFood ist halt doch ungesund. Mahlzeit.

Ich war heute in Luleå einkaufen. Auf dem Rückweg habe ich einen kleinen Abstecher von der E4 gemacht und dabei rein zufällig diesen schönen T2 im erstaunlich guten Zustand gesehen. Die Zulassung ist 2005 ausgelaufen aber ich bin sicher, dass er auch heute noch fahren könnte. Auffällig sind die Schiebetüren auf beiden Seiten. Da es sich um einen geschlossenen Kasten mit gelber Farbe handelt, vermute ich ein ehemaliges Postauto. Auch interessant ist: Der Anschluss für das Motorvorwärmsystems befindet sich im rechten (Blech)Ohr. Eine zusätzliche Standheizung hat er wohl auch noch. Selbst das Radio war noch ein Original.

Es blutet das Herz doch es hilft alles nichts. Der alte Bus muss endlich geschlachtet und die Karosse fachgerecht entsorgt werden. Die letzten drei Tage wurde schwer geschwitzt und der alte Bus um viele Teile erleichtert und der neue Bus damit beladen.

Der Motor und das Getriebe sind raus. Das Herzstück ist nach wie vor voll funktionstüchtig – wenn auch überholungsbedürftig. Arbeit für lange Winterabende. Allerdings muss noch ein wenig zerlegt werden, da ich das so nicht transportieren kann. Und schwer ist der ganze Mist!!

Ich rette alles nützliche und brauchbare – darunter den halben Kabelbaum, Teile des Abgassystems und einen hübschen Haufen Kühlwasserrohre, die Volkwagen nicht mehr herstellt. Wie gut, dass ich jetzt einen Dachgepäckträger habe. Schwer beladen geht es wieder nach Hause nach Pitea. Nun muss nur noch die Karosse zum Schrottplatz. Die Pläne dafür sind auch schon geschmiedet.

Nein, das ist kein Versuch einen neuen Baum zu pflanzen und auch nicht die unsachgerechte Entsorgung einer Mülltüte am Straßenrand. Der abgerissene Zweig mit der schwarzen Fahne ist ein Mahnmal für andere Autofahrer. Die 373 ist tückisch – wie ich ja inzwischen aus erster Hand selbst weiß. Ich habe noch Glück im Unglück gehabt. Letzte Woche hat die Straße weitere Opfer gefordert. Ein Fahrer verlor bei überhöhter Geschwindigkeit die Kontrolle über sein Fahrzeug und prallte frontal mit dem Gegenverkehr zusammen. Die schwarzen Flaggen erstrecken sich über die volle Unfallmeile und sind ein erhobener Zeigefinger für alle Raser sowie Gedenkstätten für die Unfallopfer. Dieser Brauch ist einzigartig für den hohen Norden – hier in Norrbotten Län, Schweden.

Tja – da will man seinem Nachbar was gutes tun und hilft ihm dabei Zündkerzen, Verteilerkappe, Luftfilter, Kompressionstest und diversen Kleinkram, der dringend nötig war, an seinem Bus zu tauschen/messen und schon ist was kaputt. Im Anschluss sprang der Bus zwar sauber an, doch ging er auch sofort wieder aus. Das Symptom ist mir bestens bekannt: Luftmengenmesser defekt. Ich habe noch zwei davon in Reserve, doch lief der Bus mit keinem der beiden besser – und so begann die lange Fehlersuche. Da es am Ende nun schon recht spät war, vertagten wir das ganze. Bei Tageslicht und mit dem Multimeter dann erstaunlich schnell gefunden: Im Zwischenstecker zum Luftmengenmesser hat sich ein Pinn gelöst und im Kabelschuh versteckt. Diesen rasch aufgepellt hatten wir des Rätsels Lösung dann vor Augen. Da einige Pinns an diesem Stecker ohnehin leer sind, ist uns das auch nicht sofort aufgefallen. Nun rennt der Kleene wieder wie eine Eins 🙂