Und zwar Vollzeit. Seit Montag drücke ich wieder die Schulbank. 4x die Woche geht es nun zum intensiven Schwedischkurs für Immigranten. Die Schule ist die Framnäs Volkshochschule und ist ca. 10 Minuten mit dem Auto entfernt. Emma, Idas Schwester, geht zufälligerweise auf die selbe Schule. So kenne ich wenigstens schon jemanden dort. Die wenigen Stunden haben sich übrigens bereits bewährt und so konnte ich gestern munter mit meiner Vermieterin über ihr Problem mit dem Computer, was ich dann im Anschluss auch gleich gelöst habe, plaudern. Ich bin allerdings sehr froh bereits in Eigenregie ein wenig Schwedisch gelernt zu haben. Der Unterricht ist auf Schwedisch und nur im Notfall wird auf Englisch zurück gegriffen, da nicht einmal alle Schüler Englisch sprechen. Wer mitkommen will sollte seine Nase also schön in die Bücher stecken. Bis jetzt kann ich gut folgen und langsam klappt es auch sich über den SmallTalk hinaus verständlich zu machen. Unsere SFI-Klasse ist sehr bunt gemischt. Meine Mitschüler kommen wirklich aus aller Herren Länder. Abgesehen von Larry, der die halbe Woche wegen seines Jobs fehlt, bin ich – oh Freude – der einzige Kerl in der Klasse.


(Bild: Schulbuch +46 2 Kurs B “Forstår I det?” (dt.: Versteht Ihr das?))

Am Wochenende war ich in Arvidjaur. Dort habe ich nach Arbeit gesucht und Peter besucht. Unerwarteterweise habe ich sogar einen Job für die Wochenendtage gefunden. Zwar nichts dauerhaftes aber immerhin. Gewohnt habe ich in Peters Wohnwagen in der Zeit. Zufälligerweise hat Peter an dem Wochenende auch noch eine Party geschmissen und ich nicht rechtzeitig aufgehört. Und hier kommt die Wochenendbillanz von Freitag bis Montag:

[x] Hauswand lackieren: gelernt
[x] Nordlichter: geguggt
[x] Holz lasieren: gelernt
[x] Rentieren: ausgewichen
[x] Stahlstangen mit Flex schneiden: gelernt
[x] Seele nach versoffener Nacht: ausgekotzt
[x] Stahlstangen in Form biegen: gelernt
[x] Bus auf 140km/h: getreten
[x] Grube ausheben: gelernt
[x] Schule für Immigranten (SFI) rechtzeitig: gefunden

Möööh:

Ich mag Volleyball. Ich prüfe jeden Abend die lokalen Volleyballfelder und spiele, wenn möglich, ein wenig mit. Heute habe ich eine Gruppe sehr guter Spieler gefunden. Beim letzten Spiel wurde es dann rasch dunkel. Zu dunkel um weiter zu spielen. Das ist zwar nicht nett für die Umwelt aber das war es uns heute wert, da wir eine Menge Spaß bei dem Spiel hatten. Das Ergebnis sieht man auf den Bildern:

Tausend Dank an Farya aus Hessen, die mir eine ihrer alten Digitalkameras überlassen hat. Nun kann ich wieder jeden Mist fotografieren und die Bilder hier einstellen 🙂

Meine arme kleine HP PhotoSmart 315 ist leider vor ca. zwei Monaten im Schlaf gestorben. Der Spaß am Online-Tagebuch ging damit zum größten Teil für mich verloren. Einträge ohne Bilder sind langweilig und so gab es weniger als sonst zu berichten. Mangels Kleingeld konnte auch kein Ersatz angeschafft werden und so freue ich mich sehr über diese Spende. Die neue Kamera kann sogar ein paar Pixel mehr 🙂

Nach einer knappen Woche barfuß[1] ist der örtliche (und einzige im der ganzen Kommune) Schuster mit meinen guten alten Bundeswehrstiefeln fertig. Was als 4-Tagejob angesetzt war artete in ungeahnte Arbeit aus. Er konnte nicht wissen, dass es sich um Deutsche Armeestiefel handelte. Die Dinger sind zäh und so hat er am Ende mit seiner letzten Ledernadel die Arbeit gerade noch fertig stellen können. Gemacht werden mussten die Sohlen vorne komplett und das Innenfutter an der Ferse mal wieder. Nun habe ich Winterbesohlung. Spikes quasi schon im Profil eingebaut. Sehr praktisch für den sicheren Stand auch auf Eis. Ihm bei der Arbeit zu zusehen eine wahre Freude. Antiquierte Werkzeuge, die aber durchaus ihren Zweck erfüllten, und Liebe zum Detail. Mit den Vertröstungen auf den nächsten Tag kann ich leben, da ich ihm selbst gesagt habe, dass er sich Zeit lassen soll. Gute Arbeit kostet eben Zeit. Gekostet hat der ganze Spaß nur 240 SEK (Vorkostenanschlag waren 200 SEK). Das sind umgerechnet 26 Euro. Dafür bekommt man in Deutschland mit Glück ein paar taugliche Schnürsenkel.

[1] Peter hat mir zwar netterweise ein Paar seiner alten Stiefel überlassen, doch drückten die überall noch. Inzwischen habe ich mich zwar auch an diese gewöhnt (oder andersherum), aber wir haben schließlich Sommer und barfuß macht mehr Spaß 🙂

Im Norden gibt es keine Bulli-Community. Ich als T3-Fahrer konnte das natürlich nicht so bleiben lassen und so habe ich bei jeder Gelegenheit die örtlichen Busfahrer angesprochen. Interessierte sind dann auch promt zum ersten Barbeque vor einigen Wochen, zu dem ich geladen hatte, erschienen. Der Bus wird übrigens von den Schweden “Folkabuss” gerufen – was soviel wie Volkswagen-Bus bedeutet. Der Begriff Bulli ist nicht weiter bekannt.



Am Freitag Abend war es dann wieder so weit. Begeistert vom ersten Versuch wurde gegrillt, gequatscht, Busse angeschaut und zu guter letzt gab es noch eine kleine Bulli-Karawane durch die Stadt als wir allen Teilnehmern Geleitschutz nach Hause boten. Nun weiß auch jeder wo der andere wohnt.


Mit großer Zufriedenheit habe ich beim zweiten Treffen festgestellt, dass mein Schwedisch immer besser wird. So konnte ich den Gesprächen der anderen Busfahrer wesentlich besser folgen und musste kaum noch um Übersetzungen auf Englisch bitten. Aber schon beim ersten Treffen klappte mit einem Mix aus Englisch, Schwedisch, Deutsch, Händen und Füssen irgendwie: “det heter ‘Zahnriemen’ i tyska – and you should replace it. It’s too old.”



Ja, das bin ich nebst meiner brandneuen Reserveradhalter-Feuerstelle. Die brauche ich am alten Bus (RIP) ja nicht mehr und so habe ich wenigstens eine sinnvolle Verwendung gefunden.



Der Mann mit der Mütze ist übrigens Carl. Er hat mir damals schon beim “Umzug” geholfen und mit mir meinen Kram aus dem Wrack nach dem Unfall geborgen. Ich habe ihn 2 Tage vor dem Unfall durch Zufall vor seinem Bus kennen gelernt und war heilfroh, dass er mir ohne weitere Fragen geholfen hat. “Damals” noch ohne irgendwelche Kontakte hier war er meine einzige Chance alles in einem Rutsch zu bergen und zu transportieren.

Nun habe ich mir den ganzen Tag die Hacken abgelatscht und bin von Amt zu Amt und von Firma zu Firma gezogen. Einen Job habe ich leider wieder nicht bekommen aber dafür bin ich nun im SFI. “Swedish For Immigrants”. Hier lerne ich unter anderem richtig Schwedisch. Der Kurs geht planmäßig über mehrere Wochentage verteilt bis nächstes Jahr. Das beste: Er ist gratis – insklusive Material wie Lernbücher. Na wenn das nicht mal eine gute Nachricht ist! Am 21. geht es los. Einen Praktikumsplatz kann man scheinbar ebenfalls ‘einfordern’. Das ist dann zwar nur Taschengeld aber Geld ist Geld. Ich bleibe dran 🙂

Die Preisunterschiede für so 100 Meter Cat5 Kabel sind schon interessant. Bei den üblichen Verdächtigen wollte man mir bis zu 65 EUR abknöpfen. Am anderen Ende im örtlichen Industriegebiet habe ich dann einen kleinen Hardwaredealer gefunden. Der hatte mir 90 Meter für nur 26 EUR. Hab ich mir gleich einpacken lassen. Schleifchen drum und ab nach Hause. Kabel hängt nun im Baum und ich habe wieder Internet am eigenen Rechner. Zu schön um wahr zu sein. Nun warte ich nur noch drei Tage bis alle automatischen Updates seit April runtergeladen wurden 😀

Das war das letzte Bild von mir mit diesem Hut vor meiner Stammkneipe Källa (bedeutet uebrigens Keller). Da wussten wir noch nicht, dass ein wirklich penetranter Freak den Hut stehlen wuerde. Geliehen habe ich den Hut von Peter, der am fraglichen Abend einen Tisch weiter zechte. Geklaut hat ihn ein Typ um die 21 rum, der so Gefallen an dem Hut fand, dass er dafuer 1000 SEK auf den Tisch legen wollte. Das sind fast 100 Euro! Leider ist der Hut unverkäuflich und so zog unser neuer Freund unverrichter Dinge wieder ab. Nach Schliesszeit wurde der Hut dann also kurzerhand von ihm gestohlen. Peter war zwar durchaus in der Laune ein wenig zu rennen, doch konnte er den Dieb auch nicht mehr einholen. Peter im Sommer immer barfuss unterwegs – das macht sich nicht so gut beim Rennen.

Nun ist es ein Fehler in einer derart kleinen Stadt etwas zu stehlen, sich dabei auch noch sehen zu lassen und dann noch einen Freund dabei zu haben, der eine höchst auffällige bandagierte linke Hand hatte. Wir brauchten genau 2 Tage um unseren Dieb zu finden und nur 5 Minuten ihn zu ueberreden den Hut wieder rauszuruecken. Andernfalls hätte er da einen Haufen Probleme wie Lokalverbot, Bikerclubverbot und so weiter und sofort. Peter ist zwar auch nicht von Piteå, doch kennt er fast jeden “rauen Gesellen” in der Stadt. Irgendwo schade, dass wir den Dieb so schnell gefunden haben. Das Spiel fing gerade an Spass zu machen. Fast hätte ich ihn selbst bei Roasters erwischt. Nachdem ich raus bekam, dass er da Stammkunde ist, war es nur eine Frage der Zeit bis er aufkreuzen wuerde – leider hat er mich zuerst gesehen und rennen kann er echt gut 😀

Zu guter letzt noch ein weiteres Bild. Peter (links) hat sich natuerlich auch eine meiner Kopfbedeckungen leihen duerfen 😀 Huete machen ja bekanntlich Leute. Oder waren das Kleider?